10. April 2010 – Beginn Workshop Musikkritik

Musikkritiker zu sein, heißt heute in der Regel nebenbei, meist also zunächst neben Studium oder Ausbildung, als freier Mitarbeiter einer Tageszeitung oder eines Magazins, Konzerte zu rezensieren. Diese Tätigkeit steht theoretisch jedem offen, der Lust am Schreiben und an der Musik hat. Aber wann ist eine Kritik eine gute Kritik? Lässt sich das Hören von Musik sprachlich umsetzen? Haben CD-Besprechungen ökonomische Auswirkungen? Reden Publikum und Kritiker die gleiche Sprache? Kann man Klassik-Konzerte, Weltmusik und Elektro-Partys gleichermaßen kompetent rezensieren?

Im Rahmen der Scheune Akademie widmet sich der Workshop „Musikkritik“ diesen Themen. Nach einer erfolgreichen Premiere im letzten Jahr, wird es im April 2010 eine Neuauflage dieses spannenden Kurses unter der Leitung des Dresdner Musik- und Filmkritikers Andreas Körner (Sächsische Zeitung, Dresdner Neueste Nachrichten) geben. Zentraler Gegenstand des Workshops ist der Besuch mehrerer Konzerte aus dem Bereich Rock/Pop in Dresdner Locations und die anschließende Arbeit an reflektierenden Texten. Geplant sind vier bis fünf Termine. Die Teilnahmegebühr beträgt 75 Euro pro Person.

Die Einführungsveranstaltung findet am Samstag, den 10. April 2010, 11 Uhr statt. Die Teilnehmerzahl ist auf acht begrenzt.

Informationen und Anmeldungen unter akademie@scheune.org oder Telefon: 0351 – 323 55 640
www.scheune-akademie.de

Das Resümee eines Workshop-Teilnehmers 2009 möchten wir Euch nicht vorenthalten:


Spärlich war sie gewesen, die Propaganda für unseren von der Scheune-Akademie veranstalteten Kurs zum Thema Musikkritik.
Ein winziger Artikel, versteckt in den Untiefen des Kulturteiles der SZ, gab einen Hinweis darauf, dass potenzielle Schreiber unterschiedlichen Alters von Platten – und Konzertkritiken gesucht wurden.
Dennoch: ganze 7 musikbegeisterte und schreibwütige Kandidaten fanden am 28. März das erste Mal den Weg in die Scheune, um mit Andreas Körner das Experiment für 75 € Teilnahmegebühr zu wagen.
Anfängliche Befürchtungen eines durchgeplanten und mit der Stechuhr stattfindenden Seminars, wurden innerhalb kürzester Zeit zerstreut. Dies lag natürlich am Freiwilligkeitscharakters des Kurses, als auch an der lockeren, unkomplizierten und humorvollen Art des „Schreiberhäuptlings“ Andreas, welcher nebenbei übrigens für den Kulturteil der SZ und DNN tätig ist.
Die unverkrampfte, konstruktive und begeisternde Art der Kursteilnehmer Kathy, Sebastian, Thomas, Anke, Ina, Franziska und Roman tat ihr Übriges.
Getrieben von der persönlichen Weiterentwicklung der eigenen Schreibfertigkeiten, wurden in der ersten Woche Grundlagen und Grundfragen rund ums Thema Musikkritik geklärt.
Fast gebetsmühlenartig aber niemals dogmatisch trichterte uns Andreas Körner ein, über unseren eigenen musikalischen Tellerrand und Schreibstil hinauszuschauen, mit Querverweisen und Fachtermini sparsam umzugehen und nicht zu sehr in die eigene Selbstbeweihräucherung zu verfallen.
Denn nicht der allwissende Musikfreak mit 2000 Platten im heimischen Schrank und einem Kredit bei der Sparkasse, um seine Konzertbesuche zu finanzieren, sondern der imaginäre Zeitungsleser, welcher nur marginales Wissen und Interesse über Alben und stattfindende Konzerte hatte, sollte in den Fokus unseres Schreibens gerückt werden.
Als Aufwärmübung sollten wir als Teilnehmer in einigen Zeilen unsere subjektiven Empfindungen zu unserer Lieblings-CD und zu einem knapp 15-minütigen Musikstück zu Papier bringen.
Nach dieser „Testphase“ sollte es dann ans Eingemachte gehen – der Besuch von 3 Konzerten und dem anschließenden Konzertbericht darüber.
So zogen unsere Schreiberlinge aus, um diverse Konzerte unterschiedlichster Bands in verschiedensten Lokalitäten dieser Stadt hautnah zu erleben und dem geneigten Leser nahe zu bringen und schmackhaft zu machen.
Nach Abgabe der ersten Texte, kümmerten wir uns in der zweiten Sitzung um das Vermeiden zu langer, ich – bezogener und inhaltsleerer Formulierungen.
Das sogenannte „Redigieren“, erblickte für uns das erste Mal das Licht der Welt und half uns unsere Werke noch präziser, verknappter und aussagekräftiger zu gestalten.
Was für den Einen als horizonterweiternder Einsicht führte, trieb manch Anderen in pure Verzweiflung und mittlere Identitätskrisen, ob die Redigierung mit seinem Ethos als Schreiber vereinbar war.
Nach kurzer aber sachlicher Kontroverse, widmete man sich wieder dem Kerngeschäft, auch wenn dafür die ein oder andere Nachtschicht herhalten musste.

In der nächsten Sitzung wurden dann die fertigen Werke nochmals besprochen und bereits vorgenommene Redigierungen entweder als brauchbar abgesegnet oder mit dem Hinweis weiterer Optimierung versehen.
Anschließend durften wir uns mit einer CD von Holly Golightly auseinandersetzen.
„Dirt don´t hurt“ hieß das gute Stück und sollte für unsere Schreibfähigkeiten die Königsdisziplin darstellen. Denn über ein solch krudes und seltsames Album, sollte abschließend eine Konzertvorankündigung geschrieben werden. Doch auch durch dieses Stück harter Arbeit, sollten sich unsere Protagonisten durchkämpfen, auch wenn einige in HG ihren Meister fanden.
Zu guter Letzt, fand am 4. Mai die Veranstaltung ihren zeremoniellen Höhepunkt, in Form der feierlichen Urkundenübergabe, der erfolgreichen Teilnahme am Workshop „Musikkritik“.
Langsam neigte sich unser Workshop dem Ende zu. Viele neue Charaktere mit unterschiedlichen Ideen und Schreibstilen, versuchten sich an der einen gemeinsamen Sache:
Die Liebe zur Musik textlich zu verarbeiten.
Gestärkt mit neuen Lebenserfahrungen und dennoch ein wenig wehmütig trennten sich schließlich die Wege der Schreiberlinge.
Ein Resümee nach 5 Wochen?
Manche Investitionen scheinen doch nicht ins Leere zu laufen! Unbedingt zu empfehlen und hoffentlich nicht das letzte Mal, dass ein solches Engagement zu Stande kommt.

Roman Sorge